Jazz-fun.de Online Magazin für Jazz Musik 10/19

Komponierte Kraftentfaltung - Saxophonistin und Komponistin Christina Fuchs hat für ihr aktuelles Album "Newton's Cradle" mit der WDR Big Band aufregende Musik komponiert, inspiriert von physikalischen Impulsen und Gesetzmäßigkeiten. Klänge von großer Lebendigkeit und bezwingender Energie sind dabei herausgekommen.

Fünf kleine Stahlkugeln hängen an einem Metallgestell, eine Zeitlang fehlte so ein Accessoire auf keinem Büroschreibtisch: das Kugelstoßpendel oder "Newton's Cradle" - einfach und genial zugleich. Lässt man eine Kugel gegen die restlichen vier prallen, schwingt auf der anderen Seite eine Kugel hoch, nimmt man zwei, schwingen zwei nach oben.

Ursache und Wirkung, Impuls und Energie, das sind Themen, die Christina Fuchs faszinieren. Die in Köln lebende Musikerin und Komponistin spielt unterschiedliche Saxophone und Klarinetten und genauso vielfältig wie ihre Sounds waren und sind auch ihre Projekte: Von Duo-Kammermusik über reine Saxophonensembles und ihr Quartett "NoTango" bis hin zu großen Jazz-Klangkörperen, etwa dem United Women's Orchestra, das sie von 1992 bis 2009 als Co-Leaderin leitete. Im Herbst 2019 feiert sie mit dem brandneuen Fuchsthone Orchestra Premiere und setzt so ihre Arbeit fort (www.fuchsthone.com).

Christina Fuchs tritt aber nicht nur als Instrumentalistin in Erscheinung, sie ist eine herausragende Komponistin. In welche Richtung es bei ihr gehen kann, zeigen ihre Lehrer, mit denen sie in den USA studierte: bei Maria Schneider in New York und bei George Russell in Boston.

Beide haben einen Sinn für subtile Poesie und diesen Sinn hat Christina Fuchs auf eine ganz persönliche Art auch. Das spürt man deutlich an den Stücken zu ihrem neuen Album "Newton's Cradle". Hier ist sie ausschließlich als Komponistin zu erleben, denn 2014 erhielt die in München geborene und in Freiburg aufgewachsene Musikerin den WDR Jazzpreis in der Kategorie "Jazz Komposition". Die WDR Big Band führte ihre preisgekrönten Werke auf und das umjubelte Konzert aus dem Jahr 2014 in Gütersloh erscheint nun als Album. Ein faszinierender Moment der Kraftentfaltung wurde auf Platte gebannt.

Christina Fuchs Kompositionen werden von der WDR Big Band als spannungsreiche Spielfelder wahrgenommen mit großen Freiräumen für so herausragende Solistinnen und Solisten wie Saxophonistin Karolina Strassmayer, Pianist Frank Chastenier, Posaunist Andy Hunter oder Trompeter Andy Haderer und Saxophonist Johan Hörlén. Ansgar Striepens dirigierte das Weltklasse-Ensemble mit Feingefühl, aber auch mit dem Gespür für das richtige Maß an Power. Flirrende Schattierungen, kantige Harmonie-Verzahnungen, ein enormer Farbenreichtum und ein untrügliches Feeling für den großen musikalischen Bogen, das kann man auf "Newton's Cradle" hören.

Die Kompositionen von Christina Fuchs werden zu lebendigen Geschöpfen durch die Töne der WDR Big Band. Impulse werden ausgelöst, Bilder entstehen. Preisgekrönte Musik für großes Jazzensemble auf höchstem Niveau gespielt. Ein Erlebnis!